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Kissing Spines beim Pferd

Kissing Spines - Wirbelsäulenkrankheit bei Pferden

 

„Kissing Spines“ bedeutet auf deutsch „küssende Dornfortsätze“ und beschreibt eine häufig diagnostizierte Wirbelsäulenerkrankung bei Pferden.

 

Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Veränderung der Wirbelsäule. Betroffen sind bei dieser Erkrankung die Dornfortsätze. Diese nähern sich einander an und berühren oder überlappen sich sogar im schlimmsten Fall. Das dadurch bedingte aneinander reiben der nebeneinander liegenden Wirbelenden kann sehr schmerzhaft sein und zu Entzündungen zwischen den Wirbeln führen. Dabei können auch knöcherne Zubildungen entstehen oder es kommt zu Zysten oder zystenartigen Veränderungen in diesem Bereich.

 

Merke: Senkt sich der Kopf des Pferdes, spannt sich das Nacken-Rücken-Band, der Rücken wölbt sich auf, die Dornfortsätze werden aufgespannt und das Pferd kann durch diese feste, aber doch elastische Verbindung durch den Rücken schwingen.

 

Besonders eine frühe Diagnose ist entscheidend, um dem Fortschreiten der Krankheit entgegen zu wirken und dem Pferd starke Schmerzen zu ersparen.

 

Die betroffenen Pferde sind meist zwischen sechs und neun Jahre alt oder manchmal auch noch jünger. Bei einigen Pferden stehen die Dornfortsätze von Geburt an näher beieinander. Genauer betrachtet besteht die Wirbelsäure des Pferdes aus 7 Halswirbeln, 18 Brustwirbeln, 6 Lendenwirbeln, 5 Kreuzwirbeln und 15-21 Schwanzwirbeln. Hauptsächlich betroffen bei einem Kissing Spines Syndrom sind meist die Brustwirbel ab dem 10. bis hin zum 4. Lendenwirbel.

 

Limitierende Faktoren sind dabei bereits verwachsene Dornfortsätze, die ein komplettes Aufwölben des Rückens aus mechanischer Sicht nicht mehr ermöglichen.

Solche Fälle bedürfen intensiverem Schmerzmanagement und je nach Schweregrad müssen langfristig Belastung und Training des Pferdes angepasst werden!

 

Kissing Spines lässt sich in der Regel nicht verfrüht erkennen. Allerdings gibt es Vermutungen, dass die Anfälligkeit für diese Krankheit vererbt werden kann. So gelten beispielsweise Jungpferde mit eng aneinander stehenden Dornfortsätzen als anfälliger für Kissing Spines. Auch Pferde, deren Rückenmuskulatur beispielsweise durch einen Sturz beschädigt ist, gelten als gefährdeter.

 

Generell empfiehlt es sich, ein neues Pferd unmittelbar nach dem Kauf einmal von einem Tierarzt durchchecken zu lassen, bevor es gearbeitet wird. Stellt der Tierarzt dann z.B. erhöhte Blutwerte fest, kann dies auf Muskelverspannungen hinweisen. Diese gilt es dann schnell zu lösen, damit der Rücken deines Pferdes wieder locker wird, seine Muskeln geschmeidig bleiben und somit ein korrektes Reiten über den Rücken möglich ist.

 

Ob ein Pferd an „Kissing Spines“ leidet, kann der Tierarzt unter Anderem mit Hilfe eines Röntgenbilds feststellen. Das Röntgenbild zeigt, ob eine Erkrankung an der Wirbelsäule vorliegt und wenn ja, in welchem Stadium sich diese befindet. In manchen Fällen ist außerdem eine Szintigraphie sinnvoll, um eventuelle Fehlbildungen zu erkennen. Der Tierarzt schaut sich hier das Körpergewebe rund um die Wirbelsäule des Pferdes an und bekommt so einen noch genaueren Einblick über das aktuelle Krankheitsstadium.

 

Außerdem ist eine Gangbildanalyse mit und ohne Reiter empfehlenswert, um herauszufinden, welche individuelle Fehlhaltungen Kissing Spines begünstigt und wie diese zu vermeiden sind.

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Folgende Befunde können auftreten:

 

  • Verengungen der Abstände zwischen den Dornfortsätzen

     

  • Randsklerosierungen (Sklerosierung = Verhärtung, Bindegewebszunahme)

     

  • Pseudoarthrosenbildung (Bildung eines falschen Gelenkes durch mechanische Einwirkung z.B. Reibung zwischen 2 Dornfortsätzen)

     

  • Insertionsexostose (Knochenzubildung an Bandansatzstellen)

     

  • Berührungen und Überlappen einzelner oder mehrerer Dornfortsätze (Kissing Spines)

     

  • Zystoide Veränderungen (Knochenzyste = flüssigkeitsgefüllter Hohlraum im Knochen)

 

Bei Kissing Spines unterscheidet man, nach Petersson, 3 Grade:

 

  • Grad 1: verkleinerte Zwischenräume zwischen 2 oder mehreren Dornfortsätzen mit geringgradiger Sklerosierung der Corticalisränder; laut Röntgenleitfaden 2007 Klasse II-III

     

  • Grad 2: zwei oder mehr sich berührende Dornfortsätze mit mittelgradiger Sklerosierung der Corticalisränder; sowie teilweise röntgenologische Aufhellungen; Röntgenklasse III-IV

     

  • Grad 3: zwei oder mehr sich berührende oder überlappende Dornfortsätze mit Sklerosierung der Corticalisränder und/ oder osteolytische Zonen (zystoide Defekte); Röntgenklasse III-IV

 

Ursachen von Kissing Spines bei Pferden

 

Pferde mit einem Senkrücken sind eher prädestiniert für ein Kissing Spines Syndrom. Des Weiteren können auch Schäden an den Bändern oder an der Muskulatur des Rückens diese Erkrankung hervorrufen. Meistens ist hier die Ursache ein Sturz oder ein Überschlag des Pferdes. Zudem kann eine über lange Zeit verspannte Rückenmuskulatur Mitverursacher der Erkrankung sein. Die verspannte Rückenmuskulatur verkürzt sich und die Pferde haben Probleme das Reitergewicht ausbalanciert zu tragen. Häufig ist falsches Reiten oder auch eine falsche und zu frühe Ausbildung die Ursache von Kissing Spines und den damit verbundenen Rückenproblemen beim Pferd.

 

In manchen Fällen wird der Pferderücken z.B. zu schnell durch Reitergewicht „belastet“, ohne vorher eine ausreichende Bemuskelung aufgebaut zu haben. Besonders die Rückenmuskulatur hat einen sehr großen Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat des Pferdes und trägt einen großen Teil des Knochengerüsts.

 

Damit ein Pferd nun in der Lage ist Gewicht gesund zu tragen, muss es seinen langen Rückenmuskel anspannen. Ist die Rückenmuskulatur jedoch nicht stark genug oder verspannt, ist auch das Anspannen des Muskels nicht möglich. Dies hat zur Folge, dass das Pferd nicht aktiv mit der Hinterhand unter den Schwerpunkt treten kann und seinen Rücken nach unten wegdrückt, anstatt ihn rund zu machen.

 

Diese Fehlbelastung führt dazu, dass sich die einzelnen Dornfortsätze der Wirbelsäule immer weiter annähern, bis sie schmerzhaft aneinander reiben oder sogar überlappen.Bleibt es dauerhaft bei dieser Fehlbelastung, entzündet der Rückenmuskel. Ist der Muskel entzündet, kann er mit der Zeit schwinden,

was dazu führt, dass die empfindliche Wirbelsäule ihren wertvollen Schutz verliert.

 

Besonders der 12.-18. Wirbel sind anfällig für das Kissing Spines Syndrom, da der Abstand zwischen diesen sehr gering ist. Zudem liegen diese Rückenwirbel direkt unterm Sattel, weswegen sie oft zusätzlich belastet werden.

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Die Symptome sind anfänglich sehr unspezifisch und nicht immer gleich erkennbar:

 

  • Sensibilität beim Abtasten des Rückens

  • Lahmheit

  • Steifheit

  • Stockende Übergänge

  • Inaktive Hinterhand

  • Schwerfällige oder keine Anlehnung

  • Probleme in der Versammlung

  • Kein „über den Rücken reiten“

  • Verweigerung vorm Sprung

  • Dein Pferd kann sich nicht „in die Tiefe dehnen“

  • Taktfehler

  • Häufiges Umspringen im Galopp

  • Häufiger Kreuzgalopp

  • Unterm Sattel bocken oder „weglaufen“

  • Verhaltensveränderungen (beißen und treten, lassen sich schlecht einfangen)

  • Widerwille rückwärts zu gehen

  • Auffußen mit der Zehenspitze

  • Verkürzter kranialer Raumgriff

  • Nervus Ischiadicus Reizung (Empfindlichkeit Kruppe und hintere Oberschenkelmuskulatur)

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Behandlung von Pferden mit Kissing Spines

 

Ziel einer Therapie ist, Schmerzen zu lindern, die Rückenmuskulatur bestmöglich zu stärken und mittels aufgewölbter Körperhaltung die Distanz zwischen den Dornfortsätzen langfristig zu erhalten.

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Das Wichtigste bei Pferden, die ein Kissing Spines Syndrom haben, ist der Freilauf. Je intensiver sich die Pferde frei bewegen können, desto schneller können sich die Verspannungen im Rücken lösen.

 

Besonders nach der ersten Diagnose benötigen viele Pferde entzündungshemmende Mittel, um wieder schmerzfrei im Rücken zu werden. Auch korrekt gestellte Hufe, ein passender Beschlag und passender Sattel sind wichtig, damit der Pferderücken nicht falsch belastet wird und keine weiteren Rückenprobleme entstehen.

 

Außerdem sollte das Pferd regelmäßig physiotherapeutisch und osteopathisch behandelt werden, um Blockaden zu lösen. Weiterhin empfehlen sich gezielte Gymnastikübungen vom Boden aus und wohltuende Massagen, Lasertherapie, Akupunktur, Taping, Elektrotherapie und mehr ….

 

Ist das Pferd wieder schmerzfrei und korrekt eingestellt, geht es ans Muskelaufbautraining.

Hier empfiehlt sich besonders das Training an der Longe oder über die Handarbeit. Im Aufbautraining liegt der Fokus nun auf der Losgelassenheit im Pferderücken.

Ist das Pferd losgelassen, kennt es die richtige Balance aus unverkrampfter Muskelanspannung und Muskelentspannung. Sein Rücken schwingt bei gleichmäßig taktvollen Bewegungen, die Hinterhand ist aktiv und der Hals wird in einer Vorwärts-Abwärtshaltung gedehnt. Besonders wichtig ist, dass die Rückenmuskulatur entspannt und locker ist. Denn nur so kann sie effektiv eingesetzt werden und später auch das Reitergewicht gesund tragen.

 

Essentiell für eine gesunde Rückenmuskulatur ist auch ihr Gegenspieler - Die Bauchmuskulatur

 

Die Bauchmuskulatur dient dem Rücken deines Pferdes als Stütze, hebt diesen an und trägt so einen Teil des Knochengerüsts mit. Sind die Bauchmuskeln deines Pferdes zu schwach und können nicht kontrahieren, lässt es seinen Rücken durchhängen. Unter diesen Umständen ist es dem Pferd nicht möglich, seinen Rücken aufzuwölben und die Hinterhand zu aktivieren.

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Starke Bauchmuskeln sind also unumgänglich, um eine Fehlbelastung des Pferderückens zu vermeiden. Gute Übungen, um die Bauchmuskulatur eines Kissing Spines Pferdes zu stärken, sind Stangenarbeit, Bergauf und Bergab gehen, saubere Übergänge und korrekt ausgeführte Seitengänge.

 

Auch das Bewegen in Dehnungshaltung ist ein äußerst wichtiger Faktor für einen gesunden Pferderücken. In einer gesunden Vorwärts-Abwärts Bewegung wird das Pferd dazu verleitet, seinen Rücken rund zu machen und das lange Nacken- und Rückenband zu dehnen. So werden die Wirbel und Dornfortsätze auseinander gezogen und die Rückengesundheit gefördert. Rückwärts richten am Hang und regelmäßige Dehnübungen sind ebenfalls sehr gute Lektionen, um den Rücken zu stärken.

 

Kissing Spines Pferde reiten - ja oder nein?

 

Die gute Nachricht vorweg: Pferde mit Kissing Spines sind häufig noch reitbar. Sogar ein paar hocherfolgreiche Sportpferde sind vom Kissing Spines Syndrom betroffen. Bewegung ist sogar ein sehr wichtiger Teil des Genesungsprozesses der Pferdemuskeln und verhindert so, dass die Krankheit weiter fortschreiten kann. Es empfiehlt sich allerdings zuerst an der Longe zu arbeiten, bis das Pferd Muskeln aufgebaut hat und losgelassen geht. Erst wenn es dazu in der Lage ist, den Rücken rund zu machen, kann das Reitergewicht gesund getragen werden!

 

Gute Übungen, um die Losgelassenheit zu fördern, sind z.B. Seitengänge, Biegungen und Übergänge.

 

Auch wenn das Pferd schmerzfrei ist und es wieder geritten werden darf, ist es weiterhin sehr sinnvoll, es mit gezielten Gymnastikübungen zu unterstützen. Hierzu zählt beispielsweise das Dehnen der Hinter- und der Vorderbeine oder das Dehnen des Halses. Korrekt ausgeführt unterstützt diese Übung die Mobilität der Wirbelsäule.

 

Bei Verdacht auf bestehende Blockierungen sollte am besten im Vorfeld eine osteopathische Behandlung stattfinden. Nach der Behandlung gilt es herauszufinden finden, welche Übungen für den aktuellen Zustand des Pferdes am Besten geeignet sind.

 

Ablauf osteopathische / physiotherapeutische Behandlung

 

Wenn der Sattel passt, die Hufe korrekt gestellt sind, der Rücken schmerzfrei ist, sollten Blockaden beseitigt werden, Muskulatur entspannt und eine erste Grundmobilität wieder hergestellt werden.

 

Bei den Osteopathen/Physiotherapeuten ist es wie bei den Ausbildern: Einen wirklich gut ausgebildeten Therapeuten zu finden, ist nicht einfach.

 

Auf folgende Details sollte bei der Wahl des Therapeuten geachtet werden:

 

Die erste Befunderhebung und Behandlung sollte mindestens 1-1,5 Stunden dauern. Der Osteopath sollte sich das Pferd an der Hand vorführen lassen, sich die Fußfolge in Schritt und Trab genau ansehen, das Pferd an der Longe am Halfter links- und rechtsherum vorführen lassen, enge Wendungen gehen lassen, die einzelnen Schritte der Behandlung und seine Beobachtungen genau erklären können. Die Behandlung sollte er nicht nur auf den Rücken reduzieren, sondern alle Gelenke und Strukturen im Körper des Pferdes checken.

 

Auch nach Kiefergelenk, Kopfgelenke, Brustbein und Zungenbein sollte geschaut werden. Wenn da etwas nicht in Ordnung ist, ist das Pferd in Kiefer und Genick verspannt, und in der Folge irgendwann im ganzen Körper. Ein Therapeut sollte vorsichtig mit dem Pferd umgehen und Ruhe vermitteln, damit sich das Pferd entspannen kann. Bei Pferden mit Rückenproblemen oder Kissing Spines können die ersten Behandlungen schmerzhaft sein.

 

Nach der Behandlung sollte das Pferd auf die Weide oder den Freilauf entlassen werden.

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Der Therapeut sollte dem Pferdebesitzer auch verschiedene Übungen zeigen und diese als quasi tägliche Hausaufgabe bis zur nächsten Behandlung mitgeben.

Dazu gehören das Aufwölben des Rückens, gegebenenfalls das Lockern der Halsfaszie, Schweifdehnen, Möhrchenpilates, Widerrist bewegen, Dehnübungen.

Die erste Nachbehandlung sollte, je nach Situation, spätestens drei bis vier Wochen nach dem ersten Termin erfolgen.

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Bei Fragen meldet euch gerne bei mir.

 

Herzlichst,

eure Andrea Küster

 

📞 01727436617


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(Auszüge/Quellen: Pamela Sladky - Pferderevue in Abwandlung, Dr. Patricia Sitzenstock in Abwandlung)

 

Studie

 

Im Jahr 2005 veröffentlichte der Verdener Tierarzt Dr. Gerd Brunken eine Studie, in der bei 904 Pferden eine röntgenologische Reihenuntersuchung durchgeführt wurde. Es stellte sich heraus, das bei 67,5% klinisch gesunder Pferde (die keine Einschränkungen oder Schmerzäußerungen zeigten) Veränderungen vorlagen, die nicht dem Ideal entsprachen. Kürzere Absätze zwischen den Dornfortsätzen wurden bei 28,1% der Pferde festgestellt. Ein Überlappen der Dornfortsätze wurde bei 17,9% der Pferde diagnostiziert.

 

Die drei unterschiedlichen Befunde traten bei gerittenen und ungerittenen Tieren auf – je nach Alter wurden die Befunde etwas mehr.

 

In einer anderen Untersuchung von Ranner und Gerhards 2002 wurden 169 Pferde auf das Kissing Spine Syndrom untersucht. Überwiegend wurden hier Warmblüter (129) untersucht. Bei 92 Pferden war das Kissing Spines Syndrom auf den Röntgenbildern erkennbar. Bei jedoch nur 46 Pferden konnte eine relevante primäre Rückenerkrankung diagnostiziert werden. In der Untersuchung fand man heraus, dass sich zwischen den sich berührenden Dornfortsätzen häufig Pseudogelenke bilden.

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Kissing Spines beim Pferd Physiotherapie
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